Leidenschaft und Disziplin!

 

Unter diesem Motto standen die 4. Tage der Logistik, zu denen der Arbeitskreis Bundeswehr & Wirtschaft Bayern (AkBwW)
Soldaten aller Teilstreitkräfte vom 13.-15.04.2015 nach Thüringen eingeladen hat. Die Schirmherrschaft teilten sich
die Koordinatorin der Bundesregierung für Logistik und Güterverkehr Dorothee Bär, Parlamentarische Staatssekretärin
im BMVDI, und Dr. Ralf Brauksiepe, Parlamentarischer Staatssekretär im BMVg.

 

 

Die Veranstaltung diente sowohl der Vermittlung von Fach- und Führungspersonal als auch der Netzwerkbildung
Bundeswehr und Wirtschaft.

Der ehrenamtlich für unser Land tätige AkBwW hat sich zum Ziel gesetzt, durch sein überregionales Netzwerk in alle
Bereiche der Wirtschaft dazu beizutragen, dass ausscheidende SaZ auf Augenhöhe in die Wirtschaft wechseln können.
Nur so können sie als Multiplikatoren für den Gedanken der Freiheit in ihrem neuen Umfeld gewonnen werden und tragen
dadurch zur Nachwuchskräftegewinnung für unsere Streitkräfte bei.

 

 

AkBwW-Vorstand Johannes Jakobs-Woltering hatte den beteiligten Unternehmen vor der Tagung ausgewählte Profile der für
die Besetzung ihrer offenen Stellen in Frage kommenden SaZ zugesandt.
Die Personalleiter hatten ihm daraufhin mitgeteilt, welche Soldatinnen und Soldaten sie gerne auf der Tagung kennen lernen wollen.

 

Auf die Begegnung mit den an ihnen interessierten Arbeitgebern hat der AkBwW die SaZ am 1. Seminartag mit einem
Coaching vorbereitet. Ehemalige Zeitsoldaten, die bereits erfolgreich in die Wirtschaft gewechselt sind,
berichteten u. a. über ihre Erfahrungen bei der Eingliederung durch das Netzwerk des AkBwW.

 

Führen durch Vorbild ist das Tagesgeschäft der Logistik.

 


Feldwebel d. R. Dirk Grossmann von der Geis-Gruppe hat es mit Disziplin und Leidenschaft vom Fachlogistiker zum Vorgesetzen
mit Führungsverantwortung für 220 Mitarbeiter gebracht. Der Wahlspruch des ehemaligen SaZ 8: „Machen!“

 

Dr. Katharina Schaefer von der Bundesvereinigung Logistik (BVL) bewunderte in Ihrem Grußwort die mannschaftliche Geschlossenheit
und Disziplin der Tagungsteilnehmer. So etwas würde sie sich auch bei ihren Studenten wünschen.
Die Geschäftsführerin des BVL-Campus zeigte sich begeistert vom Kooperationsangebot des AkBwW.

 

Generalmajor Hans-Erich Antoni betonte, dass das richtige Personal als Schlüsselressource für Unternehmen und Bundeswehr
gleichermaßen entscheidend sei. Der Kommandeur des Logistikkommandos der Bundeswehr stellte die Frage, ob das Werben um
geeignetes Personal immer in Konkurrenz erfolgen müsse und gab gleich auch die Antwort. Das bundesweite Netzwerk,
das der Arbeitskreis Bundeswehr & Wirtschaft aufgebaut hat, und die funktionierende Integration von SaZ habe gezeigt,
dass die Zweibahnstraße Bundeswehr und Wirtschaft erfolgreich sein kann.

 

Patrick List von der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung (ThAFF) forderte vor diesem Hintergrund eine
weitere Verstärkung der Kooperation und sah vielfältige Perspektiven, wenn alle an einem Strang ziehen.

 

Die SaZ erkannten deutlich, dass sie auf dieser Tagung nicht nur physisch in der 1. Reihe saßen.

 

Uwe Ratajczak, Geschäftsführer KNV-Logistik, hat mit seinem Führungsteam in den vergangenen zwei Jahren in Erfurt
ein Logistikzentrum aufgebaut und 700 Mitarbeiter in den Logistikkreislauf integriert.
In diesem Jahr wird das Unternehmen weitere 300 Mitarbeiter einstellen und zum größten Medienversand Europas aufwachsen.
Ehemalige SaZ stehen dabei an entscheidender Stelle.

 

Kapitän zur See Matthias Altmeier, Logistikspezialist mit internationaler Verwendungsbreite und
vielfältiger praktischer Führungserfahrung, referierte über die multinationale Vernetzung der Bundeswehrlogistik.

 

In 5 Workshops unter Leitung der AkBwW-Junioren ging es dann um den konkreten Ausbau der Zweibahnstraße
Bundeswehr und Wirtschaft.

 

Im Workshop I drehte sich alles um Lieferketten und den Vertrieb bis zum Endverbraucher.

 


Personalleiterin Jane Eckart sucht Filialeiter/innen für Lidl. Das Gehalt liegt bei 4.000,- € brutto im Monat
und entspricht damit in etwa dem eines Hauptfeldwebels.

 

Im Workshop II zeigten die Marktführer der Logistik eine große Bandbreite an Einstiegsperspektiven auf.
Praxis! Praxis! Praxis!... ist in der Branche Garant für den Erfolg.

 

Hauptfeldwebel Christoph Renziehausen ist als langjähriger Materialbewirtschaftungsfeldwebel für viele Logistikunternehmen
ein besonders interessanter Bewerber.
Dennoch muss auch er beim Umstieg in die Wirtschaft zunächst vielfältige praktische Erfahrungen sammeln.

 

Im Workshop III wurde über Einstiegsmöglichkeiten und Perspektiven für Mechatroniker, Elektroniker, Avioniker und IT-ler diskutiert.

 

Hauptmann d. R. Tommy Bloßfeld hat selbst Luft-und Raumfahrt (LuR) studiert und ist auf der Suche nach Mitarbeitern
für verschiedene LuR-Standorte in Deutschland.

 

Im Workshop IV stand die Frage, wie die Einstiegsvoraussetzungen durch Zusatzqualifikationen verbessert werden können, im Fokus.

 

An Offizieren mit akademischer Ausbildung und praktischer Führungserfahrung hat die Wirtschaft besonderes Interesse,
so Dr. Katharina Schaefer. Das notwendige logistische Fachwissen kann aber nur in der praktischen Tätigkeit erworben werden.

 

Im Workshop V befassten sich die Führungskräfte aus Bundeswehr und Wirtschaft mit dem Praxisanteil im Rahmen
der Integration ausscheidender SaZ und der Intensivierung der Netzwerkbildung.

 

Nachdem Leitender Regierungsdirektor Jörg-Michael Winkler (BAPersBw) bereits den weiteren Ausbau der Zweibahnstraße
Bundeswehr und Wirtschaft thematisiert hatte, regte Regierungsdirektor Heinrich Bocker eine engere Kooperation
zwischen BFD und AkBwW an. Der Leiter BFD KC Erfurt unterstrich die Bedeutung der überregionalen Arbeit und verwies darauf,
dass die erfolgreiche Integrationsrate (95%) Ergebnis aller am Integrationsprozess Beteiligten sei.

 

Oberst i. G. Markus Kurczyk forderte, regional und überregional nicht in „Konkurrenz um die Köpfe“ zu treten, sondern den
Fachkräftebedarf von Staat und Wirtschaft im Sinne des Dialogs und der Kooperation zu regeln. In diesem Zusammenhang betonte
der Beauftragte des Generalinspekteurs beim AkBwW, dass der AkBwW hierzu eine einzigartige und hervorragende Plattform bietet.

 


Nach intensivem Meinungsaustausch über den notwendigen Praxisanteil im Rahmen einer dualen Eingliederungsausbildung
regte Stefan Walter (Moderator des Workshops V) an, aufgrund der Hinweise aus der Wirtschaft, den Mitarbeitern/innen des
BFD entsprechenden Entscheidungsspielraum einzuräumen.  

 

Kein Unternehmen bietet den Arbeitgebern vergleichbar großzügige Integrationshilfen für ausscheidende Mitarbeiter
wie die Bundeswehr. Darin waren sich alle Arbeitgeber einig.

 

Regierungsoberamtsrat Steffen Stilzebach, Leiter Kundenservice BFD Erfurt, schilderte an Hand exemplarischer Fälle
die Unterstützung bei der Wiedereingliederung von SaZ in den zivilen Arbeitsprozess.

 

Die Unternehmensvertreter waren auf die Gespräche gut vorbereitet.

So wurden, je nach persönlichem Eindruck, gleich die ersten Folgegespräche im Unternehmen vereinbart.

Auch die Bundeswehr bietet SaZ beim Wechsel in ihre Verwaltung interessante Umstiegs- und Aufstiegsperspektiven. Regierungsamtsrätin Cornelia Michel informierte über die Laufbahnvoraussetzungen des Bundeswehr-Binnenmarktes.

 

In der Abschlussbesprechung forderte Johannes Jakobs-Woltering die SaZ auf, nun auch zeitnah ihre
kompletten Bewerbungsunterlagen bei den Unternehmensvertretern einzureichen, die ihnen gegenüber
nach ihrem persönlichen Kennenlernen ein konkretes Interesse signalisiert haben.

 

Oberst Kai Kutzinski interessierte insbesondere, wer aufgrund seines Erstgesprächs am heutigen Tag bereits eine Jobzusage
in der Tasche hat.
Der Leiter KC Erfurt erklärte, dass er in seinem Zuständigkeitsbereich derzeit für die Integration von 9.000 SaZ verantwortlich sei.

 

Der Vorstand des AkBwW hatte die 22 teilnehmenden Unternehmen gebeten, ihren Tagungsbeitrag in Form einer Spende
zu Gunsten verwundeter Soldaten zu überweisen. Bis Redaktionsschluss gingen 22.000,- € auf dem Konto
des Soldatenhilfswerks der Bundeswehr ein. Dieser Betrag wird sich sicherlich durch Spenden der SaZ noch erhöhen.
In Vertretung des Generalinspekteurs und Schirmherrn des Soldatenhilfswerks nahm Generalmajor Hans-Erich Antoni
den symbolischen Spendenscheck aus den Händen von Monika und Johannes Jakobs-Woltering entgegen.  

Ausklang auf dem Domplatz von Erfurt mit Thüringer Rostbratwurst und Bier vom Fass.

Fotos: M. Sigmund