Projekt Suchtprävention

Wege aus der Raucherfalle

Im Mai vergangenen Jahres fand im Le Meridien Grand Hotel auf Einladung des Arbeitskreises Bundeswehr und Wirtschaft (AkBwW) ein Symposium zum Thema „Wege aus der Raucherfalle“ statt.

200 Führungskräfte aus Wirtschaft, Verwaltung und Öffentlichem Leben nahmen daran teil.

Neben Experten aus dem Bereich Gesundheit und Vorsorge sprachen auch Staatssekretär Karl Freller und der Weltklassetriathlet Andreas Niedrig.

Rauchfrei Marlene News 007

Andreas Niedrig erzählte im Rahmen seiner Ausführungen seine Lebensgeschichte. Er berichtetet über eine glückliche Kindheit und dann, dennoch den Weg zur Droge. Er beschrieb die Stationen seines Lebens, seine Abhängigkeit, Versuche aufzuhören und letztendlich seinen erfolgreichen Ausstieg aus der Drogenszene und schließlich den Aufstieg zu einem der erfolgreichsten Triathleten unserer Zeit.

Mit schonungsloser Offenheit beleuchtet auch das Buch „Von der Droge zum Triathlon“ die Höhen und Tiefen seines Lebens.

Andreas Niedrig löst durch Art und Inhalt seiner Auftritte große Anteilnahme aus, zugleich entwaffnet er Kritiker, wenn er sagt: „Ich habe meine Jugend verschenkt.“

Heute sieht er seine Verpflichtung darin, jungen Menschen seine persönlichen Erfahrungen weiterzugeben.

Staatssekretär Karl Freller war so beeindruckt, dass er spontan äußerte: „Der Mann müsste an unseren Schulen sprechen!“

Der Vorsitzende des AkBwW, Oberstleutnant a.D. Johannes Jakobs-Woltering, griff diesen Wunsch auf und sprach mit dem Drogenbeauftragten des Ministeriums, Ministerialrat Dr. Peter Ellegast, ein entsprechendes Schulprojekt ab.

Pressekonferenz am Hans-Sachs-Gymnasium am 25. Februar 2005
Pressekonferenz am Hans-Sachs-Gymnasium am 25. Februar 2005 (K. Weidmann)

Drei Jahre wird Andreas Niedrig nun Schulen im Großraum Nürnberg als Referent zur Verfügung stehen. Die Projektkoordination liegt in Händen von Johannes Jakobs-Woltering. Die Finanzierung übernahm die LBS.

Erste Reaktionen:

Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung vom 17.03.2005

Süchtig nach Leben

Top-Triathlet Andreas Niedrig erzählt Schülern von sich

Roth (car) - Der Mann leistet Schwerstarbeit. Nicht nur fünf Stunden Training am Tag mit relativ frisch operiertem Fuß, sondern auch zwei bis drei Stunden Arbeit am Kinofilm über seine Lebensgeschichte, Vorträge über die "Begegnung mit der Sucht" und jetzt noch dieses Schulprojekt "Suchtprävention". Andreas Niedrig hat Anfragen von 35 Schulen aus der Region, überall soll er aus seiner Karriere "Vom Junkie zum Ironman" erzählen, von seinem erfolgreichen Sieg über die Heroinsucht. Schaffen wird er vielleicht die Hälfte davon, eigentlich waren nur sieben Gymnasien rund um Nürnberg anvisiert.

Gestern stand er im RAhmen der Tour zum dritten Mal vor einem Auditorium von Neunt- und Zehntklässlern, in Roth, seinem "zweiten Zuhause". Ein Heimspiel also für den sympathischen Star-Triathleten, der beim Wettkampf in Roth drei Mal als Dritter und einmal als Zweiter einlief.

Lieber Spießer sein

Aber da ist dieses große nach allen Seiten offene Atrium, und mitten in den einstündigen Zeitraffer von Niedrigs aufwühlender Lebenserzählung platzt die Stundenpause, Oberstudiendirektor Dr. Kifmann entschuldigt die Unruhe, und die zuhörenden Schüler nutzen die Zeit, um beim ausliegenden LBS-Preisausschreiben "Spießer oder nicht" einen Helikopter-Rundflug über die Quelle-Challenge-Strecke am 3. Juli zu gewinnen. Die LBS als Sponsor der Schul-Tour ist immer da, wo Niedrig ist, und Niedrig sagt zu den 16-jährigen: "Warum hab ich es nicht geschafft, Spießer zu werden? Das wäre die bessere Wahl gewesen."

So aber hat der heute 37-Jährige den Weg in die Drogenkarriere eingschlagen, aus der er lebendig fast nicht mehr herausgefunden hätte. Als Kind eines alkoholkranken Vaters absichtlich auffällig, um sich Aufmerksamkeit über Konfrontation zu holen, Hauptschulabschluss mit 4,5 - " aber nur weil ich in Sport ne zwei hatte", erste Zigaretten zum Festhalten und Coolsein, dann Joints, Heroin geraucht, dann gespritzt, den ersten Therapieversuch nach einer Stunde beendet ("so kaputt wie die Junkies bin ich doch nicht"), von seiner Frau rausgeschmissen, mit allen Mitteln an Kohle gekommen, Gefängnis, auf der Straße gelebt.

Er braucht vier Gramm Heroin am Tag, die kosten 1000 Mark. "Haben Sie auch Ihren Körper verkauft?" wird er in Roth gefragt. "Nein, aber für Drogen hätte ich alles gemacht." Erst als bei 48 Kilo Gewicht ("heute wiege ich 78") jeder Schuss zur Bewusstlosigkeit führt und sich nur noch die Frage "Tod oder Leben" stellt, entscheidet er sich für Entzug und eine Therapie, die 14 Monate dauert. "Und dann als untherapierbar entlassen", grinst der Athlet die Schüler mit seinem gewinnenden Flegellächeln an.

Niedrig sagt über Niedrig auch heute noch: "Ich bin ein Suchtmensch. Süchtig nach Leben." Klar sei der Sport eine Ersatzdroge. Aber keine, die einem Gefühle vorgaukelt. Mit Drogen, auch mit der Einstiegsdroge Cannabis, "entferne ich mich von meinen eigenen Gefühlen".

Das tut er dann nie mehr. Der Ex-Junkie ist jede Minute echt. Auch deshalb leistet er Schwerstarbeit. Sein Ton ist nicht der des Pädagogen, sondern der der Kids. Er hält kein Referat über Drogen. Er ist in seinem Leben drin, wird immer wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

Die wollte er nach 14-monatiger Therapie eigentlich in der Versenkung verschwinden lassen und nie mehr drüber reden. Aber als der Weltrekordhalter im Schnelleinstieg in den Triathlon 1993 durch seinen steilen sportlichen Aufstieg (nach 8:03 Stunden im Ziel) ins Interesse der Medien gerät, stellt sich auch die Frage nach dem Weg dorthin. "Ich hab dann zuerst in der Klasse meiner elfjährigen Tocher darüber erzählt, weil ich nicht wollte, dass sie und ihre Freundinnen das woanders her erfahren."

Binnen kürzester Zeit stapeln sich die Anfragen nach dem "Drogenberater" Niedrig, es folgen sehr intensive Projekte, "fast Therapiestunden für mich". Im Jahr 2000 erscheint das Buch "Vom Junkie zum Ironman", Mitte 2006 soll der Kinofilm starten.

Vor einem Jahr hat der Arbeitskreis Bundeswehr und Wirtschaft Niedrig zum Symposium "Wege aus der Raucherfalle" nach Nürnberg eingeladen, Kultusstaatssekretär Karl Freller sagt daraufhin: "Der Mann muss an unseren Schulen sprechen."

Vor drei Wochen nun hat der Arbeitskreis das Projekt "Suchtprävention" zusammen mit Freller vorgestellt. Seitdem tourt Niedrig durch die Gymnasien, stellt den Kurzfilm über sein an Höhen und Tiefen reiches Lebens vor, den er komplett selbst gedreht, geschnitten, gesprochen hat, beantwortet Fragen, kommt ins Erzählen. Das ist nicht nur wegen des Geräuschpegels Schwerstarbeit. Die Schüler danken es ihm mit anerkennendem Beifall. Freunde erkennen ihn wieder. Und Andreas Niedrig fühlt sich in Roth wieder "wie zu Hause".

Niedrig spricht vor Schulklasse
Trotz teilweise unruhiger Geräuschkulisse begeistert der sympathische Extremsportler Andreas Niedrig die Schüler im Rother Gymnasium. Statt eines trockenen Referates über Drogen hören sie eine ungeschminkte Lebensgeschichte. Foto: Scherbel

Oberstudiendirektor Dr. Helmut Lang, Staatliche Berufsoberschule Nürnberg, am 25.02.2005:

So wird Drogenaufklärung wirklich akzeptiert

Nürnberg. Andreas Niedrig zählt zu den weltbesten Triathleten (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 1 Marathonlauf). Als Herr Niedrig heute vor 350 Schülerinnen und Schülern der Staatlcihen Berufsoberschule Nürnberg sprach, da wurde jedem klar, dass das Kultusministerium einen Volltreffer gelandet hat, indem es diesen prominenten Sportler für die Drogenaufklärung an Schulen engagierte. Herr Niedrig erzählt per Film und Diskussion sein Leben: vom Junkie zum Ironman, von der totalen Abhängigkeit von Heroin hin zu Weltklasseerfolgen im Sport. Bedeutsam ist, dass das einfache Erzählen des Lebenslaufs keinen unberührt lässt, sondern jedem die Gefahr aufzeigt, dass auch er oder sie in den Teufelskreis der Drogen geraten lassen kann. Herr Niedrig zeigt aber auch klar den Weg, wie man sich aus dieser FAlle wieder befreien kann. Eine Umfrage im Anschluss an die Veranstaltung ermittelte die sehr hohe Zustimmung zu dieser erwachsenengerechten Maßnahme zu Drogenprävention. Oberstudiendirektor Dr. Helmut Lang bedankte sich ausdrücklich bei Herrn Johannes Jakobs-Woltering, dem Leiter des Arbeitskreises Bundeswehr & Wirtschaft, der im Auftrag des Kultusministeriums als Veranstalter auftrat sowie bei Herrn Vertriebsdirektor Kohler, der den Sponsor, die Landesbausparkasse Bayern vertrat.

Dr. Lang

Vortragsveranstaltung an der Staatlichen Berufsoberschule Nürnberg, am 25. Februar 2005
Vortragsveranstaltung an der Staatlichen Berufsoberschule Nürnberg, am 25. Februar 2005 (K. Weidmann)


Uwe D. Natterer, Fa. Smoke Free Systems in Nordbayern

Sehr geehrter Herr Jakobs-Woltering,

mir gingen die Ausführungen und der Kurzfilm von Andreas Niedrig sehr unter die Haut. Als ehemaliger Polizeibeamter, der über 15 Jahre im aktiven Streifendienst immer wieder mit den Abgründen von Süchtigen, sei es Alkohol-, Tabletten- oder Rauschgift-Sucht, zu tun hatte, kenne ich diese Szene gut und kann mich sofort in die Situation hineindenken. Mir steht da heute noch die Gänsehaut auf, wenn ich die Bilder von Andreas Niedrig sehe oder seine Geschichte höre.

Beindruckend ist für mich die Schilderung gewesen, wie Andreas Niedrig in diesen Teufelskreis hineingekommen ist. Alles begann offensichtlich ganz harmlos, die erste Zigarette, der erste Alkoholrausch, danach stärke Dröhnungen...

Als ehemaliger Raucher weiß ich, wie schwierig der Weg des Ausstiegs ist. Auch ich habe mit 13 angefangen zu Rauchen, weil es ja so cool ist, so viel erwachsener macht. Irgendwann war ich "Erwachsen", nur dann konnte ich nicht mehr mit dem Rauchen aufhören. Nicht heute, sagte ich über 20 Jahre lang, morgen... Genau wie Andreas Niedrig es ausführte. Und ich weiß auch wie gefährlich gerade für Kinder dieser Weg der Persönlichkeitsentwicklung ist.

Da gibt es die "großen Vorbilder", die sich gedankenlos im Beisein von Kindern eine Zigarette anzünden und dadurch Kinder durch Passivrauchen zum Mitrauchen zwingen. Oft entsteht da in frühen Jahren bereits ein Verlangen nach Nikotin, die dann später in eine Nikotinsucht endet. Deshalb ist es so wichtig, dass der Gesetzgeber den Nichtraucherschutz weiter ausbreitet. Die Änderung der Arbeitsstättenverordnung ist ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung. Durch die Verantwortlichkeit der Arbeitgebers, der am Arbeitsplatz für die erforderlichen Maßnahmen zu sorgen hat, dass Mitrauchen wirksam verhindert wird, entsteht konkreter Handlungsbedarf.

Deshalb finde ich das Engagement von Andreas Niedrig so enorm wichtig. Er fordert zum Dialog auf, setzt sich kritisch mit sich und seiner Vergangenheit auseinander und wirkt absolut überzeugend. Wir brauchen genau diesen Dialog miteinander.

Reine Verbote nützen da wenig - im Gegenteil: Oft führen Sie zur Trotzreaktionen und Jetzt-Erst-Recht-Handlungen. Dann ist kein Dialog mehr möglich. Das gilt für Raucher genauso wie für Alkoholiker oder auch für Drogensüchtige. Sucht kann nicht per Gesetz oder Verordnung verboten werden, sondern zum Beispiel auch durch Hilfestellung von Experten und Aufzeigen von authentischen Zeitzeugen.

Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und wünsche dem Projekt, dass es möglichst viele Schüler in den fruchtbaren Dialog mit dieser Thematik bringt.

Sollten Sie irgendeine Möglichkeit sehen, wie ich oder meine Firma dieses Projekt fördern kann, lassen Sie es mich bitte wissen, ich helfe gerne.


Mit herzlichen und rauchfreien Grüßen

Uwe D. Natterer
Fa. Smoke Free Systems in Nordbayern

Gunda Krüdener

Das neue Suchtpräventionsprojekt mit dem Triathleten Andreas Niedrig

Die Veranstaltung zum Thema Suchtprävention an unserer Schule war ein voller Erfolg.

Andreas Niedrig, der Ex-Junkie und heutige Spitzensportler, wurde von unseren Schülern als sehr glaubwürdig empfunden. Vor allem die Offenheit, mit der er über seine Lebensgeschichte berichtet, kam gut an.

Beeindruckend war auch die Zielstrebigkeit, mit der er sein neues Leben und seine Sportkarriere gestaltet hat. Seine Botschaft, dass man alles erreichen kann, wenn man nur will, hat manchen ganz sicher zum Nachdenken gebracht.

Andreas Niedrig hat immer wieder betont, dass er nicht als Vorbild gesehen werden will, dass er ganz einfach viel Glück gehabt hat. Er hat den Jugendlichen eindringlich vermittelt, dass in den meisten Fällen der Tod die Endstation einer Drogenkarriere ist.

(...)

Und wie geht es für unsere Schule weiter?

Das Engagement unseres AKs Suchprävention hat durch diese Veranstaltung einen neuen „Motivationsschub” erfahren.

Unsere nächsten Maßnahmen sind: Unsere Beratungslehrerin für Suchtprävention wird an der Einführung in die Arbeit von ALF teilnehmen.

Außerdem möchte unser AK nach dem Beispiel einiger Schulen in NRW und Hessen einen Schüler-Eltern-Lehrer-Vertrag einführen. Damit steht uns allen ein bereits bewährter Maßnahmenkatalog für drogengefährdete Schüler zur Verfügung.


Das Behaim-Gymnasium in Nürnberg bedankt sich!

Gunda Krüdener

Artikel NN vom 26.02.05

"Ich bin süchtig nach Leben"

Neues Projekt zur Drogenprävention mit Triathlet Niedrig
von Silke Roennefahrt

An vorerst sieben Schulen im Großraum Nürnberg startet ein neues Projekt zur Suchtprävention, das gestern im Hans-Sachs-Gymnasium vorgestellt wurde. Wichtiger Baustein der Aufklärungsarbeit sind Vorträge von Andreas Niedrig, Triathlet und ehemaliger Junkie.

Nein, ein Vorbild will Andreas Niedrig nicht sein. Schließlich sollen die, die er mit seinen Berichten erreichen will, gar nicht erst abkommen vom halbwegs geraden Lebensweg. Und falls doch: Nicht alle finden im entscheidenden Moment die nötige Hilfe. Niedrig denkt bis heute oft an frühere Freunde, die wie er in den Teufelskreis der Sucht geraten sind und die nicht mehr leben. " Ich muss rüberbringen, dass ich keine Vorbildfunktion haben kann", sagt der 37-Jährige deshalb immer wieder. Dennoch besucht er regelmäßig Schulen und beteiligt sich auch an dem neuen Präventionsprojekt im Großraum Nürnberg gern. Schließlich gibt es nur wenige Menschen, die so überzeugend wie er vor den Folgen der Drogensucht warnen und zugleich Hoffnung auf Heilung vermitteln können.

Andreas Niedrig ist 14, als er in der Clique zu Zigaretten und Alkohol greift. " Wir fühlten uns cool", erinnert er sich und erzählt, dass bald der Weg zum ersten Joint nicht mehr weit war. Die Pubertät, das damit verbundene Chaos der Gefühle, der Eindruck, von den Erwachsenen nicht verstanden zu werden - irgendwann kam der erste Schuss. "Und dann gab es keine Ziele mehr, nur noch das Heroin." In eienm Kurzfilm, den er für die Schüler zusammengeschnitten hat, ist ein auf 48 Kilogramm abgemagerter junger Mann zu sehen, den die Sucht in die Beschaffungskriminalität trieb. Mehrere Monate lebte Niedrig damals auf der Straße, seine Ehe drote zu zerbrechen. "Es gab kein 'uns' mehr", sagt Niedrig. "Durch die Abhängigkeit ist man allein."

Doch er hatte trotz allem Glück, fand mit Hilfe seines Vaters einen Therapieplatz und hielt durch. Bald darauf entdeckte er den Sport - und ist heute einer der besten Triathleten in Deutschland. Beim Quelle Challenge in Roth landete er mehrfach auf einem der vorderen Plätze, bestes Ergebnis war der zweite Platz im Jahr 2001. "Heute bin ich süchtig nach dem Leben", sagt Niedrig. "Ich habe Ziele und ich weiß, was in mir steckt." Eine Botschaft, die bei den Schülernoffenbar ankommt. "Beeindruckend und bewegend" sei die Biografie Niedrigs, sagen Sandra Gottwald und Oliver Mattern vom Behaim-Gymnasium.

Niedrig, dessen Leben demnächst verfilmt wird, sei auf Grund seiner persönlichen Erfahrungen "wie kein zweiter in der Lage authentisch aufzuklären", sagt Kultusstaatssekretär Karl Freller. Zu dem Projekt gehört außerdem eine Fortbildung für Lehrer zum Thema "Allgemeine Lebenskompetenzen und Fertigkeiten" (ALF). Ab der fünften Jahrgangsstufe soll diese Form der Suchtprävention an den Modellschulen in Nürnberg, Schwabach, Hilpoltstein und Roth auf dem Stundenplan stehen und Kindern ein stabiles Selbstwertgefühl vermitteln. "Persönlichkeitsstärkung ist die beset Suchtprävention", so Freller.

Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Landesbausparkasse Nürnberg, Koordinator ist Johannes Jakobs-Woltering vom Arbeitskreis Bundeswehr & Wirtschaft. Dass mehr Aufklärung Not tut, zeigen schon die Zahlen: So hat sich zum Beispiel der Anteil der Raucher unter den Zwölf- bis 14-Jährigen innerhalb von zehn Jahren verdreifacht.

Artikel NN
"Süchtig nach Leben": Andreas Niedrig beim Triathlon in Roth. (Foto: Johnston)


Artikel NZ vom 26.02.05

Neue Initiative zur Suchtprävention

Persönlichkeitsförderung statt Kontrolle und Bestrafung

Im Hans-Sachs-Gymnasium wurde gestern eine neue Initiative zur Suchtprävention vorgestellt. Das Projekt setzt auf die Persönlichkeitsstärkung der Schüler und nicht auf Verbot und Verdrängung.

In sieben Gymnasien im Großraum Nürnberg startet die neue Initiative zur Suchtprävention, die gestern von Kultusstaatssekretär Karl Freller im Hans-Sachs-Gymnasium vorgestellt wurde. Neben der Hans-Sachs-Schule nehmen in Nürnberg die Bertolt-Brecht- und die Wilhelm-Löhe-Schule an dem Projekt teil.

Die Dringlichkeit einer systematischen  Suchtprävention ergibt sich laut Freller aus den empirischen Befunden der letzten Zeit. Im Jahr 1986 hätten 66 Prozent der Zwölf- bis 25-Jährigen den Konsum illegaler Drogen grundsätzlich abgelehnt. Im letzten Jahr seien es dagegen nur noch 50 Prozent gewesen. Zudem habe sich die Einstellung zu legalen Drogen geändert. Dazu komme, dass sich der Anteil der zwölf- bis 14-jährigen Raucher seit 1995 verdreifacht habe. „Das Einstiegsalter,“ sagte Freller, „liegt mittlerweile bei 11,7 Jahren im Durchschnitt.“

Wo liegen die Ursachen von Sucht?

Moderne Suchtprävention setze aber nicht bei Verbot, Kontrolle und Bestrafung an, sondern bei der Bekämpfung der Ursachen von Sucht. „Eine starke Persönlichkeit ist entscheidend, wenn es darum geht, einen Menschen wirkungsvoll gegen Suchtgefahren immun zu machen,“ erläutert Freller die neue Herangehensweise.

Die Initiative setzt sich aus zwei Bausteinen zusammen. Zum einen werden Lehrkräfte im Rahmen des Projektes „Allgemeine Lebenskompetenzen und Fertigkeiten“ (ALF) für die Suchtprävention aus- und fortgebildet, um schon bei Schülern in der fünften Jahrgangsstufe einen Grundstock für die Präventionsarbeit aufzubauen. Zum anderen werden die an der Initiative beteiligten Schulen vom Sportler Andreas Niedrig unterstützt, der selbst drogenabhängig war. Ganz persönlich erzählt der zur Weltspitze zählende Triathlet von seiner Zeit als Junkie. Er will dabei aber nicht als Vorbild gelten, wie man den Weg aus der Sucht finden  kann, denn er selbst sei nur “mit viel Glück durchgekommen“. Niedrig will den Jugendlichen vielmehr zeigen, welches Potential in ihnen steckt und wie das durch Drogen zerstört werden kann. Seiner Meinung nach gibt es schon „zu viele Projekte der Suchtprävention, die nur Geld verbrennen“.

Der Sportler möchte mit seiner ehrlichen Herangehensweise die Jugendlichen ohne den berühmten erhobenen Zeigefinger ansprechen. Die Wirkung der neuen Initiative konnten die Schüler des Martin-Behaim-Gymnasiums am Donnerstag bereits erfahren. Sandra Gottwald, Sprecherin des Schülerbündnisses für Suchtprävention an diesem Gymnasium, sagte, dass der Vortrag von Andreas Niedrig von den Schülern „gut angenommen“ worden sei.

Ergänzend zur neuen Initiative zur Suchtprävention wird im November diesen Jahres auch über ein generelles Rauchverbot an Schulen diskutiert.

Florian Meyer

Artikel NZ
Andres Niedrig und Karl Freller (von links) stoßen auf die neue Initiative zur Suchtprävention an Schulen an – mit frischem Wasser.


Artikel Prima Sonntag vom 13.3.05

Suchtprävention

an Nürnberger Schulen wird unterstützt vom Arbeitskreis Bundeswehr und Wirtschaft: Bei der Auftaktveranstaltung im Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg stießen (v.re.n.li.) der Vorsitzende des Arbeitskreises, Johannes Jakobs-Woltering, Kulturstaatssekretär Karl Freller, der früher drogenabhängige Weltklasse-Triathlet Andreas Niedrig und Sponsor LBS-Vertriebsdirektor Herbert Kohler - natürlich mit Mineralwasser - an.

Suchtpräv.Pressekonferenz
Foto: B&B

Suchtpräventionsgruppe des Martin-Behaim-Gymnasiums am 23.Februar 2005
Suchtpräventionsgruppe des Martin-Behaim-Gymnasiums am 23.Februar 2005 (K. Weidmann)


1. Vortragsveranstaltung in Nürnberg in der Aula des Martin-Behaim-Gymnasium, organisiert von Sandra Gottwald und der Suchtpräventionsgruppe der Schule am 24.Februar 2005
1. Vortragsveranstaltung in Nürnberg in der Aula des Martin-Behaim-Gymnasium, organisiert von Sandra Gottwald und der Suchtpräventionsgruppe der Schule am 24.Februar 2005 (K. Weidmann)




Ihr Interesse an diesem Projekt richten Sie bitte an akbww@nefkom.net , Stichwort: "Suchtprävention"