Triathlon und Suchtprävention

Artikel Roth-Hilpoltsteiner Tagblatt vom 4.7.05

Eiserne Strecke aus der Luft

Sechs Gymnasiasten erlebten den Challenge von oben

Einmal Quelle Challenge Roth von oben, bitte. Nichts leichter als das für fünf junge Damen und einen Herrn. Gestern durften die sechs Schüler aus Hilpoltstein, Schwabach und Nürnberg sich in einen Helikopter setzen und einen Teil der eisernen Wegstrecke aus luftiger Höhe betrachten. Warum? Sie hatten gewonnen.

Vor fünf Tagen meldete sich bei Samira Zibi, Verena Bierlein, Florian Rampelt, Bianca Fröhlich und Jessica Jakobi ein freundlicher Herr am Telefon. Johannes Woltering vom Arbeitskreis Bundeswehr und Wirtschaft teilte den sechs Gymnasiasten mit, dass sie einen Hubschrauberrundflug gewonnen hatten. Am Sonntag, wenn die Weltspitze des Triathlon durch den Landkreis schwimmt, radelt und rennt, dürfen die Schüler mal von oben zugucken. Warum? Der Arbeitskreis hat zusammen mit der Landesbausparkasse ein Drogenpräventionsprogramm an acht Gymnasien in der Region gestartet.

Zugpferd der unkonventionellen "Vortragsreihe" für Schüler ist der Toptriathlet Andreas Niedrig; der selbst eine Drogenkarriere fast bis zum bitteren Ende hinter sich gebracht und über den Triathlonsport nicht nur ins Leben zurück, sondern auch an die sportliche Weltspitze gefunden hat. Niedrig war in Roth zweimal Zweiter. Den 14- bis 16jährigen Gymnasiasten erzählt er schlicht und ehrlich von seinem Leben, das er "vom Junkie zum Ironman" umkrempelte.

Die LBS veranstaltete dazu ein "Spießer"-Gewinnspiel unter den Schülern, sechs der acht Gewinner waren gestern in das Challenge-Stimmungsnest in Schwand eingeladen und sollten neben dem Rundflug auch Andreas Niedrig mit der Startnummer 11 an der Strecke erleben und anfeuern.

Niedrig wollte gestern seine Triathlon-Laufbahn in Roth mit einem krönenden Abschluss beenden. Er war so gut im Training, dass er auf einen Platz unter den ersten fünf spekulierte. Doch eine eingetretene Glasscherbe im Fuß bei einem (mit zwölf Minuten Vorsprung gewonnenen) Wettkampf vor drei Wochen, Blutvergiftung und zwei Operationen in der vergangenen Woche machten dem Traum ein jähes Ende.

Niedrig meldete sich bei den Gewinnern, die sich vor dem Rundflug in Schwand mit Bildungsstaatssekretär Karl Freller zum Frühstück trafen, nur per Handy. "Jeder Athlet leidet beim Quelle Challenge in Roth. Ich leide, weil ich nicht mitleiden kann", teilte Andreas Niedrig dem Triathlon-Publikum fernmündlich mit.

Zumindest eine von den Jugendlichen kann gut nachfühlen, was das heißt. Samira Zibi (14) ist ein Ironkid aus Hilpoltstein. Sie konnte heuer an den Wettkämpfen noch nicht teilnehmen, weil ihr die Weisheitszähne gezogen wurden. Aber beim Rothsee-Jugendtriathlon in zwei Wochen ist sie wieder einsatzbereit. Das Training läuft längst auf Hochtouren.


Flug über den Kanal

Jetzt setzt sie sich in den Helikopter, die Helfer der Firma Euro-Heli ziehen den Gurt fest, Tür zu, Rotorblätter an und los geht's. Neben Samira hat sich Verena Bierlein in die Mitte der engen Sitzbank hinter Pilot Peter Novotny geklemmt. Auch für sie ist der Flug eine Premiere. Normalerweise steht sie jetzt da unten in Eckersmühlen - fast vor der Haustür - und feuert die Radfahrer an.

Heute Mittag muss die Eckersmühlener Biermeile aber ohne Verena auskommen, denn die Neuntklässlerin des Schwabacher Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasiums lässt sich in waghalsigen Schwenks über den Kanal fliegen.

Doch Peter Novotny geht zartfühlend mit seinen Schützlingen um, lässt nur ein bisschen Achterbahn-Feeling aufkommen. "Geil! ", ruft von hinten Florian Rampelt, Zehntklässler des Schwabacher Eschenbach-Gymnasiums. Der Unterschied zwischen hoch und tief, zwischen kopfüber und kopfunter liegt nur in einer winzigen Hebeldrehung des Piloten.

Direkt über dem schnurgeraden Kanal lassen sich jetzt die Versorgungsstationen für die Läufer erkennen, die bald kommen sollen. Und als der Helikopter die Wechselzone in Roth hinter sich lässt und die Straße nach Eckersmühlen ansteuert, da ist schon der erste Radfahrer mitsamt Eskorte zu erkennen. In wenigen Minuten wird er in Roth eintreffen und auf die Marathonstrecke gehen. Dass der kleine Punkt da unten Chris McCormack ist, der weiter an der Spitze bleibt und später mit mehr als neun Minuten Vorsprung und einem unendlichen Strahlen im Ziel einläuft, das alles lässt sich von oben leider nicht erkennen.

Dazu müssen die jungen Leute doch wieder raus aus dem Fluggerät, das übrigens bis zu 250 Stundenkilometer schnell sein könnte; heute aber auf Sonntagsspaziergang umgeschaltet hat. Raus aus dem Hubschrauber und ran an den Straßenrand in Schwand.

Die zehn Flugminuten sind zwar viel zu schnell vorbei, aber die unvergleichliche Atmosphäre des Quelle Challenge Roth, das Klatschen, das Rasseln und das Jubeln für jeden einzelnen Athleten, der im Lauf des Tages am Publikum vorbeirennt, läuft, geht oder gar humpelt, diese Atmosphäre lässt sich dann doch am besten einfangen, wenn man direkt daneben steht: -car-

Hubschrauberflug
Gurt an, Tür zu und ab in die Lüfte. Die Gymnasiasten Florian, Verena und Samira hatten bei einer Drogenpräventionsveranstaltung in ihren Schulen den Hubschrauberflug über ein Stück der Challenge-Strecke gewonnen. Foto: Scherbel



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Die glücklichen Gewinner mit Karl Freller und der Schauspielerinn Cornelia Niedrig.
        
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"Lifeschaltung" zum verletzten Andreas Niedrig. Er litt, weil er aufgrund einer Verletzung nicht teilnehmen konnte. Den Triathlon in Marienberg hatte er 4 Wochen zuvor mit 12 Minuten Vorsprung gewonnen.
 
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Alle Anwesenden verfolgten gebannt das Telefonat mit "ihrem" Andreas
 
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Der Erbgasthof "Zum Schwan" in Schwanstetten war ein idealer Platz um das Triathlon hautnah mitzuerleben.
 
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Dank an den Organisator Rainer Hofmann, Inhaber der Firma Hofmann Sonnenschutz.