Humanitäre Hilfe: Babynahrung für Kabul


Nürnberger Nachrichten vom 08.10.03

Humanitäre Hilfe: Babynahrung für Kabul

"Man bewegt viel"

Bundeswehr und Wirtschaft im Schulterschluss

NÜRNBERG/KABUL - Humanitäre Hilfe für Afghanistan: Am Wochenende brachte der von Nürnberg aus agierende "Arbeitskreis Bundeswehr und Wirtschaft" 40 Paletten mit dringend benötigter Baby-Heilnahrung auf den Weg in die afghanische Hauptstadt Kabul.
Oberstleutnant Johannes JakobsWoltering, Chef des Nürnberger Bundeswehr-Verbindungskommandos und Initiator der Hilfsaktion, sieht sich nach eigenen Worten als "lebender Katalysator", der Partner wie die multinational agierende Siemens Logistics, regionale Wirtschaftsunternehmen und Vertreter der Bundeswehr, miteinander ins Gespräch bringt: "Allein kann solche Aktionen niemand stemmen, zusammen bewegt man dagegen unglaublich viel", sagt Jakobs-Woltering:

Arbeitskreis "reanimiert"

Schon im Frühjahr hatte der umtriebige Offizier und TV-Journalist in Kooperation mit dem vor gut einem Jahr "reanimierten" Arbeitskreis einen Hilfskonvoi nach Bosnien und Herzegowina organisiert - damals transportierten fünf Lastzüge, die von der Mercedes-Niederlassung in Nürnberg zur Verfügung gestellt wurden, komplette Intensivstationen nach Sarajevo. "Wichtig ist, das zu liefern, was tatsächlich gebraucht wird", weiß Jakobs-Woltering. Ein solches Unternehmen könne nur klappen, wenn ein intensiver Kontakt mit den Kräften vor Ort gegeben ist. Besonders eng ist auch der Schulterschluss mit Hilfsorganisationen wie der Johanniter-Unfallhilfe (JUH) und deren Krisengebiet-Profis.
Experten wie Lorand Szüszner sind von der Effizienz der Kooperation begeistert: "Man mag kaum glauben, wie viel sich bewegen lässt, wenn die Hilfe der Industrie nur richtig kanalisiert wird", sagt Szüszner.
Die Babynahrung im Wert von rund 50 000 Euro, die inzwischen in Afghanistan eingetroffen ist, stellte die auf Kinderprodukte spezialisierte Firma Hipp zur Verfügung; nach Kabul geflogen wurde die Hilfslieferung mit einer von Siemens gecharterten russischen "Antonow" in der Gohlam Hassanzadah, Präsident von Siemens Afghanistan, kurz entschlossen kostenlosen Frachtraum frei gemacht hatte.
"Der Arbeitskreis ist ein ausgezeichnetes Instrument, schnell und unbürokratisch dort Hilfe zu leisten, wo sie am dringendsten benötigt wird", berichtet Johannes Jakobs-Woltering. Zum Verschnaufen bleibt dem karitativen Manager nach der anstrengenden Aktion nur wenig Zeit: Schon im Dezember geht der nächste Transport nach Skopje, in Mazedonien. Und außerdem will ein Benefiz-Weihnachtskonzert geplant und organisiert werden. Viel Arbeit für den "Arbeitskreis Bundeswehr- und Wirtschaft" und Vordenker Johannes Jakobs-Woltering.  HANS VON DRAMINSKI

Babynahrung für Kabul

Beim Verladen der Hilfsgüter auf dem Fliegerstützpunkt Hahn bei Frankfurt/M.: Johanniter Hilfsprofi Lorand Szüszner (vorne) und Johannes Jakobs-Woltering. Foto: Manfred Gillert, Bischof & Broel