Informationsveranstaltung und Personalberatung des Arbeitskreises Bundeswehr und Wirtschaft am 29.10.2003

Mitglieder des Arbeitskreises informieren regelmäßig Soldaten, die in den kommenden Jahren aus dem aktiven Dienst in den Streitkräften ausscheiden, über berufliche Perspektiven in der Wirtschaft.

Infoveranstaltung
Foto: Manfred Gillert, Bischof & Broel


Nürnberger Zeitung vom 30.10.03

NZ/HA/WIRT/WIRT1 - Fr 31.10.2003  WIRTSCHAFT

Arbeitskreis »Bundeswehr und Wirtschaft« knüpft Kontakte für Zeitsoldaten

Fit für den Sprung ins zivile Arbeitsleben

ROTH (NZ). - Wenn Oberstleutnant Johannes Jakobs-Woltering mit Unternehmern zusammentrifft, hat er schon mal ein, zwei Lebensläufe von Kameraden in der Tasche - fein säuberlich in Folie verpackt. Dann beginnt Jakobs-Wolterings Überzeugungsarbeit. In den Köpfen der Manager will er verankern, dass bei der Bundeswehr qualifizierte Menschen arbeiten. Und dass sie irgendwann einen Job außerhalb der Kaserne brauchen. Rund 100 Soldaten und Soldatinnen auf Zeit scheiden pro Jahr alleine aus dem Kampfhubschrauber-Regiment 26 in Roth aus. Sie suchen nach vier, acht oder zwölf Jahren in Uniform den Weg zurück ins zivile Erwerbsleben.

Das gelingt nicht immer reibungslos: "Auf einem schwierigen Markt ist es oft nicht leicht, auch hochqualifizierte Menschen unterzubringen." Als "Motor" des Arbeitskreises "Bundeswehr und Wirtschaft" weiß Jakobs-Woltering, worüber er spricht. Kontinuierlicher Kontakt zu rund 50 Firmen und Öffentlichkeitsarbeit, etwa durch die Präsenz auf Messen wie der Eltec, stehen auf dem Programm des Arbeitskreises.

Aber auch Überzeugungsarbeit nach innen tut Not, damit Vorgesetzte die Zeitsoldaten für Ausbildungsangebote sensibilisieren. Oberstleutnant Edgar Griese, der beim Kampfhubschrauber-Regiment in der Rother Otto-Lilienthal-Kaserne Personalverantwortung für rund 1200 Soldaten trägt, weist auf die Hilfestellungen hin, die der Bundesförderungsdienst für die Zeitsoldaten bietet. Vom Abendkurs bis zur kompletten Berufsausbildung reicht die Palette, die Soldaten für das Arbeitsleben außerhalb der Kaserne fit machen soll. "Diese Chance muss gerade an junge Leute immer wieder herangetragen werden", sagt Griese.

Ernst Grolig hat diese Chance einst genutzt. Nach acht Jahren als Zeitsoldat gelang ihm der Sprung in die zivile Karriere, "weil ich mich schon während meiner Dienstzeit gezielt darauf vorbereitet habe". Neben dem Know-how als Fahrzeugtechniker seien ihm vor allem seine militärischen Erfahrungen wie etwa die Führung von Menschen zugute gekommen. Heute ist der 57-Jährige als Niederlassungsleiter bei MAN Nutzfahrzeuge in Nürnberg für 440 Mitarbeiter verantwortlich. Und er engagiert sich im Arbeitskreis Bundeswehr und Wirtschaft, etwa wenn er bei einer Informationsveranstaltung den Soldaten Mut zum Sprung ins zivile Arbeitsleben macht.

"Sie können selbstbewusst darangehen", sagt auch Johannes Kleinsorg von der Nürnberger N-Ergie, der konkrete Stellenangebote dabei hat. Er ermutigt, sich auch ohne Studienabschluss auf Stellen für Akademiker zu bewerben: "Lebens- und Berufserfahrung können dies in manchen Fällen ersetzen."

Ingenieure werden dagegen "händeringend" bei Leistritz gesucht. Als Lieferant von Hightech-Turbinenschaufeln für den Tornado oder den Eurofighter hat das Unternehmen ebenso Affinität zur Bundeswehr wie die Nürnberger Arndt Sicherheitstechnik. Deren 800 Beschäftigte in Nordbayern bewachen nicht nur Unternehmen und militärische Anlagen, sondern übernehmen auch das gesamte Facility-Management.

Auch die Selbstständigkeit will der Arbeitskreis Zeitsoldaten als Alternative nahe bringen, etwa als Fotograf oder Fahrlehrer. Für alle Fälle jedoch gilt, was Ernst Grolig den Zuhörern in Uniform ins Stammbuch schreibt: "Man braucht Zeit, sich wieder im zivilen Arbeitsleben zu integrieren." Gabi Wald-Hauf