Mitglieder des Arbeitskreises informieren regelmäßig Soldaten, die in den kommenden Jahren aus dem aktiven Dienst in den Streitkräften ausscheiden, über berufliche Perspektiven in der Wirtschaft.
Foto: Manfred Gillert, Bischof & Broel
ROTH (NZ). - Wenn Oberstleutnant Johannes Jakobs-Woltering mit Unternehmern zusammentrifft, hat er schon mal ein, zwei Lebensläufe von Kameraden in der Tasche - fein säuberlich in Folie verpackt. Dann beginnt Jakobs-Wolterings Überzeugungsarbeit. In den Köpfen der Manager will er verankern, dass bei der Bundeswehr qualifizierte Menschen arbeiten. Und dass sie irgendwann einen Job außerhalb der Kaserne brauchen. Rund 100 Soldaten und Soldatinnen auf Zeit scheiden pro Jahr alleine aus dem Kampfhubschrauber-Regiment 26 in Roth aus. Sie suchen nach vier, acht oder zwölf Jahren in Uniform den Weg zurück ins zivile Erwerbsleben.
Das gelingt nicht immer reibungslos: "Auf
einem schwierigen Markt ist es oft nicht leicht, auch
hochqualifizierte Menschen unterzubringen." Als "Motor" des
Arbeitskreises "Bundeswehr und
Wirtschaft" weiß Jakobs-Woltering, worüber er spricht.
Kontinuierlicher Kontakt zu rund 50 Firmen und
Öffentlichkeitsarbeit, etwa durch die Präsenz auf Messen wie
der Eltec, stehen auf dem Programm des Arbeitskreises.
Aber auch Überzeugungsarbeit nach
innen tut Not, damit Vorgesetzte die Zeitsoldaten für
Ausbildungsangebote sensibilisieren. Oberstleutnant Edgar Griese, der
beim Kampfhubschrauber-Regiment in der Rother Otto-Lilienthal-Kaserne
Personalverantwortung für rund 1200 Soldaten trägt, weist auf
die Hilfestellungen hin, die der Bundesförderungsdienst für
die Zeitsoldaten bietet. Vom Abendkurs bis zur kompletten
Berufsausbildung reicht die Palette, die Soldaten für das
Arbeitsleben außerhalb der Kaserne fit machen soll. "Diese
Chance muss gerade an junge Leute immer wieder herangetragen
werden", sagt Griese.
Ernst Grolig hat diese Chance einst
genutzt. Nach acht Jahren als Zeitsoldat gelang ihm der Sprung in die
zivile Karriere, "weil ich mich schon während meiner
Dienstzeit gezielt darauf vorbereitet habe". Neben dem Know-how
als Fahrzeugtechniker seien ihm vor allem seine militärischen
Erfahrungen wie etwa die Führung von Menschen zugute gekommen.
Heute ist der 57-Jährige als Niederlassungsleiter bei MAN
Nutzfahrzeuge in Nürnberg für 440 Mitarbeiter verantwortlich.
Und er engagiert sich im Arbeitskreis Bundeswehr und Wirtschaft, etwa
wenn er bei einer Informationsveranstaltung den Soldaten Mut zum Sprung
ins zivile Arbeitsleben macht.
"Sie können selbstbewusst
darangehen", sagt auch Johannes Kleinsorg von der
Nürnberger N-Ergie, der konkrete Stellenangebote dabei hat. Er
ermutigt, sich auch ohne Studienabschluss auf Stellen für
Akademiker zu bewerben: "Lebens- und Berufserfahrung können
dies in manchen Fällen ersetzen."
Ingenieure werden dagegen
"händeringend" bei Leistritz gesucht. Als Lieferant
von Hightech-Turbinenschaufeln für den Tornado oder den
Eurofighter hat das Unternehmen ebenso Affinität zur Bundeswehr
wie die Nürnberger Arndt Sicherheitstechnik. Deren 800
Beschäftigte in Nordbayern bewachen nicht nur Unternehmen und
militärische Anlagen, sondern übernehmen auch das gesamte
Facility-Management.
Auch die Selbstständigkeit will der Arbeitskreis Zeitsoldaten als Alternative nahe bringen, etwa als Fotograf oder Fahrlehrer. Für alle Fälle jedoch gilt, was Ernst Grolig den Zuhörern in Uniform ins Stammbuch schreibt: "Man braucht Zeit, sich wieder im zivilen Arbeitsleben zu integrieren." Gabi Wald-Hauf