Das 11. Konzert stand unter der Schirmherrschaft von Bundesminister der Verteidigung Dr. Thomas de Maiziére.
60.000,-€ spendeten die Netzwerkpartner in diesem Jahr an das Bundeswehr-Sozialwerk Konto 301333 Sparkasse Köln Bonn. Dieser Betrag kommt 1 zu 1 den in Afghanistan verwundeten Soldaten zu Gute.
Um dem selbst gestellten staatsbürgerlichen Auftrag gerecht zu werden, sollen die vom AkBwW organisierten Berufsorientierungsseminare, Jobbörsen und Unternehmensbesuche eine passgenaue Job to Job-Vermittlung ermöglichen. In den vergangenen Jahren ist der AkBwW in Bayern damit zu einer Institution geworden und mit dem praktizierten Schulterschluss zwischen Staatsbürgern mit und ohne Uniform konnte inzwischen ein bundesweites Netzwerk aufgebaut werden.
Um dies weiter zu festigen, bedarf es auch künftig intensiver gemeinsamer Anstrengungen. Die Integration unserer Bundeswehrangehörigen sowohl nach ihrem Auslandseinsatz als auch am Ende ihrer Dienstzeit in die Zivilgesellschaft geht uns alle an. Um dem gerecht zu werden, ist der weitere Ausbau der Zweibahnstraße Bundeswehr - Wirtschaft eine wesentliche Grundvoraussetzung.
In Bezug auf die Neustrukturierung der Personalplanung und Nachwuchsgewinnung zieht der AkBwW folgende Schlussfolgerung:
Die geplanten Karrierezentren sind, auch bei personeller Wunschbesetzung, auf eine enge Zusammenarbeit mit den Personalverantwortlichen der Truppe angewiesen.
Nur dann werden sie die geforderte Integration unserer Zeitsoldaten nach dem Ende ihrer aktiven Dienstzeit in die Wirtschaft - als Grundlage einer weitsichtigen Nachwuchsgewinnung - erfolgreich gestalten können.
Die Suche nach einer zivilberuflichen Anschlussverwendung kann und darf daher nicht erst mit DZE beginnen. 12 Monate vor DZE muss eine Orientierungsphase einsetzen.
Wir benötigen dafür ein lebendiges Netzwerk zwischen Truppe, Karrierezentren und Wirtschaft. Das muss bei der Dienstposten- und Mittelzuweisung der neuen Personalstruktur bedacht werden. Damit bleibt es bei der ungeteilten Führungsverantwortung der militärischen Vorgesetzen auch für ihre „befristeten Mitarbeiter“.
Wenn
Hauptmann Daniela Klix von ihrem Afghanistan-Einsatz im vergangenen
Jahr erzählt, tut sie das ruhig, beherrscht. Die Monate in Kundus, von
April bis August 2010, so aufwühlend und fordernd sie auch waren, hat
sie gut überstanden, wie sie selbst sagt. Andere Soldaten stecken nicht
so gut weg, was sie in Afghanistan („Das ist Krieg“) erleben.
„Die größte Belastung ist, dass man nicht weiß, was auf einen zukommt“,
sagt die 32-Jährige vom Panzergrenadierbataillon im oberpfälzischen
Oberviechtach. Sie meint damit die Wartezeit bis zum nächsten Einsatz
außerhalb des Campus, wenn „man raus muss“ auf Patrouille.
Eine immense Anspannung. „Jede Patrouille könnte die letzte sein.“ Die
Soldaten müssen immer mit Sprengladungen rechnen, die plötzlich
hochgehen, mit Hinterhalten, offenen Angriffen.
Auch Klix und ihr Zug gerieten 2010 in einen Hinterhalt. „Da läuft dann
aber alles automatisch ab, dafür sind wir ja ausgebildet, und man kann
sich auf deine Kameraden verlassen.“ Erst nach so einem Gefecht, wenn
man wieder im Camp ist, beginnen die Gedanken zu kreisen, muss man das
Erlebnis verarbeiten, sich damit auseinandersetzen und darüber sprechen.
Manche Soldaten, auch wenn sie körperlich unversehrt geblieben sind,
erfahren die Erlebnisse als derart traumatisierend, dass sie ihren
Dienst nicht mehr verrichten können. Bislang gibt es beim
Oberpfälzer Bataillon, wie Stabsfeldwebel Thomas Schanzer sagt, zwei
sehr schwere Fälle. Er schätzt aber, dass die tatsächliche Zahl stark
traumatisierter Soldaten weit höher liegt. Zumal nach dem Kampf mit dem
Gegner oft der Kampf mit sich selbst beginnt. „Manche Soldaten wollen
keine Schwäche zeigen und versuchen, selbst mit allem
fertigzuwerden“, sagt der 45-Jährige. Ohne Hilfe könnten sie jedoch in
einen Teufelskreis geraten, so dass die Traumatisierung immer mehr ihr
Leben bestimmt.
Verletzte Soldaten, sagt Schanzer, brauchen unmittelbare,
unbürokratische Hilfe. Mehr noch: Alle Soldaten, die in Afghanistan
Dienst tun, haben Unterstützung nötig, den Rückenhalt der
Zivilbevölkerung in Deutschland – Schanzer betont das immer wieder.
Mangelnder Respekt
Völlig unverständlich sind ihm Erlebnisse wie jenes auf dem
Christkindlesmarkt 2010. Damals besuchte er in Uniform den Markt und
musste sich als „potenzieller Mörder“ beschimpfen lassen. Er empfindet
das als beschämend. „So etwas darf nicht sein“, sagt er. „Die Kameraden
halten den Kopf hin für die deutsche Bevölkerung, da erwarte ich einen
gewissen Respekt.“
Es ist nicht nur die Beschimpfung, die ihn wurmt. Sondern auch das
fehlende Engagement Umstehender. Niemand sei für die Soldaten
eingetreten, habe sie in Schutzgenommen.
Auch aus Sicht von Klix muss sich im Bewusstsein vieler Bürger noch so
manches ändern. Sie selbst, so berichtet sie, hat im eigenen Umfeld
erlebt, wie groß das Unverständnis für ihre Arbeit ist. Nach dem Motto:
Wer Soldat ist, muss mit harten Einsätzen rechnen – und damit auch
gefälligst zurechtkommen.
Die Soldaten wünschen sich da mehr Rückhalt, mehr Verständnis. Genau
dafür arbeitet seit vielen Jahren der „Arbeitskreis Bundeswehr und
Wirtschaft Bayern“. Er setzt sich für die Belange der Soldaten ein,
hilft ihnen beispielsweise, nach der Bundeswehr adäquate Arbeitsplätze
zu finden, oder stellt Benefizkonzerte auf die Beine, wie jenes gestern
im historischen Rathaussaal.
Den Gastgeber, das Ehepaar Monika und Johannes Jakobs-Woltering, war es
gelungen, schon zu Beginn des mittlerweile elften Benefizkonzerts weit
über 60 000 Euro an Spenden zu sammeln. Das Geld kommt Soldaten zugute,
die in Afghanistan verwundet worden sind. ANDREAS DALBERG
Dem
Konzert folgte ein reger Meinungsaustausch über die kommenden
Herausforderungen und die im Jahr 2012 geplanten Aktivitäten.